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Gerad Leon Cafesjian kam 1925 als Kind armenischer Einwanderer in Brooklyn, New York, zur Welt. Er diente als junger Mann im Zweiten Weltkrieg bei der Marine und heiratete die Krankenschwester Cleo Thomas 1947 , die er während des Krieges kennengelernt hatte. Mit ihr hatte er drei Kinder.

Stanislav Libenský and Jaroslava Brychtová: Cross Head II, 104 x 86 x 26 cm

Stanislav Libenský and Jaroslava Brychtová: Cross Head II, 104 x 86 x 26 cm

Als erfolgreicher Geschäftsmann verdiente er ein Vermögen. Er studierte Jura und arbeitete als Anwalt in New York, bevor er Redaktionsmitglied bei dem auf Rechtswissenschaften spezialisierten Verlag Edward J. Thompson wurde. 1960 zog er mit seiner Familie nach St. Paul Minnesota und startete eine äußerst erfolgreiche Karriere bei West Publishing. Als der renommierte Verlag, dessen Miteigentümer er war, 1996 verkauft wurde, konnte er sich einen Herzenswunsch erfüllen.

Philanthrop und Kunstsammler, der er zeit seines Lebens gewesen war, gründete er nun die Cafesjian Family Foundation (CFF), die Cafesjian Museum Foundation (CMF) und das Cafesjian Center for the Arts. Mit über 120 Millionen Dollar hat die Cafesjian Stiftung bislang die verschiedensten Projekte in Armenien unterstützt, von erneuerbarer Energie, über Medien, Bank- und Versicherungswesen bis zu einem Landminenräumungsprogramm. Die heutige Republik Armenien mit gut drei Millionen Einwohnern liegt im Bergland zwischen Georgien, Aserbaidschan, dem Iran und der Türkei. Sie entstand nach dem Ersten Weltkrieg, wurde 1921 sowjetisiert und erklärte sich nach dem Zerfall des Ostblocks 1991 für unabhängig. Mehr als ein Drittel der Bewohner lebt in der Hauptstadt Jerewan.

Vlastimil Beránek: Untitled Red Sculpture, Diameter: 60 cm

Vlastimil Beránek: Untitled Red Sculpture, Diameter: 60 cm

Dort hat der Kunstsammler Cafesjian, der selbst einmal in jungen Jahren Kunst in New York studierte, einen ganz besonderen Traum verwirklicht. Es ist das Cafesjian Center for the Arts, in dem sich auch eine Bronzeskulptur befindet, die der Gründer selbst geschaffen hat. Untergebracht in der Cascade, einer gigantischen Treppenarchitektur aus der Sowjetzeit, die von der Stiftung renoviert und umgebaut wurde, hat das Kunstzentrum seit seiner Eröffnung 2009 jedes Jahr mehr als 1 Million Besucher angezogen. Neben einem Skulpturengarten mit Arbeiten von Fernando Botero, Lynn Chadwick, Barry Flanagan und anderen nimmt in der nahezu 8.000 Arbeiten umfassenden Sammlung mit Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen von einflussreichen Künstlern wie Pablo Picasso, Arshile Gorky, Jennifer Bartlett, Lynn Chadwick, Barry Flanagan, Jaume Plensa und François-Xavier Lalanne Glas einen besonderen Raum ein.

Ivan Mares: Rope Egg, 105 x 85 x 75 cm

Ivan Mares: Rope Egg, 105 x 85 x 75 cm

Anläßlich einer Preisverleihung für eine Werbekampagne, die er für West Publishing geleitet hatte, und die am Firmensitz von Corning stattfand, entdeckte Gerard L. Cafesjian auch das Corning Glass Museum. Dieser Besuch wurde zu einer Offenbarung für ihn. Von nun an besuchte er fast jedes Jahr die SOFA in den USA und baute durch seine Kontakte zu Galeristen und Künstlern eine Sammlung von inzwischen fast 2.000 Arbeiten auf, unter anderem von Dale Chihuly, Bohumil Elias, Pavel Hlava, Jaromír Rybák, Ivana Šrámková, Bertil Vallien, Lino Tagliapietra, Mark Peiser, Hiroshi Yamano und nicht zuletzt von dem tschechischen Künstlerpaar Stanislav Libenský und Jaroslava Brychtová.

Nach sechsundsechzig gemeinsamen Lebensjahren verstarb am 7. März 2013 Gerard L. Cafesjians Frau Cleo; nur ein halbes Jahr später, am 15. September, folgte er ihr nach.

Uta M. Klotz, Chefredakteurin, Köln


Andrew Carson: Three Glassinators, h 295 cm, Cafesjian Center for the Arts in Armenia